Kai Wegner im Interview: Regenbogenhauptstadt - steigende Hasskriminalität
Was muss getan werden? Fragen an Berlins Regierenden Bürgermeister Kai Wegner
Berlin. Hauptstadt. Regenbogenhauptstadt. Bis heute rankt sich um die Millionenmetropole ein Mythos zwischen unbändiger sexueller Freizügigkeit und einem Ort, an dem jeder so leben kann und sein darf, wie er ist. Bereits zu Wowereits Zeiten war Berlin arm aber sexy und das Flair jener einzigartigen Weltstadt hat sie sich bis heute wenigstens teilweise erhalten – ein Magnet für alle homosexuellen und queeren Menschen aus Deutschland und der halben Welt ist Berlin auch im Jahr 2023 noch. Das Epizentrum der Community ist bis heute dabei der schwul-lesbische Nollendorfkiez, ein Ort, an dem es bisweilen völlig normal ist, früh morgens einer betrunkenen Drag Queen und ihrem Puppy auf allen vieren zu begegnen. Berlin gefällt sich dabei auch sehr gerne selbst in diesem Mythos einer Stadt, in der alles möglich ist und jeder willkommen scheint. Und für wahr gibt es tatsächlich viele Möglichkeiten, sich auszuprobieren und zu entfalten, auch heute noch und gerade für LGBTI*-Menschen.
Dabei ist Berlin bei weitem nicht nur heile Welt, besonders für LGBTI*-Menschen nicht. Die Fälle von Hasskriminalität steigen rapide an. Das Anti-Gewalt-Projekt Maneo verzeichnete zuletzt 2022 einen deutlichen Anstieg von Gewalttaten und schätzt, dass bis zu 90 Prozent der Fälle gar nicht erst zur Anzeige gebracht werden. Der Großteil der Vorfälle ereignet sich in der Öffentlichkeit, beispielsweise im Nahverkehr oder auf der Straße. Dabei handelt es sich zumeist um Beleidigungen, Körperverletzungen und Bedrohungen sowie Nötigung – die allermeisten Opfer bis heute sind schwule und bisexuelle Männer. Maneo-Leiter Bastian Finke hatte nach Angriffen auf LGBTI*-Menschen in diesem Jahr während des Berliner CSDs erklärt, man bemerke, dass die Anfeindungen auf der Straße viel offensiver werden. Im ersten Halbjahr 2023 wurden im Rahmen des „Kriminalpolizeilichen Meldedienstes in Fällen politisch motivierter Kriminalität“ bereits über ein Drittel mehr Fälle erfasst als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, wie die taz berichtet. Die Daten übermittelte erst im September die Senatsinnenverwaltung auf Anfrage der Grünen in Berlin. So verzeichnet die Polizeistatistik von Januar bis Ende Juli 2023 insgesamt 317 Fälle, im gleichen Zeitraum im letzten Jahr waren es 232. Das mag auf den ersten Blick vielleicht wenig erscheinen, bedenkt man allerdings, dass 90 Prozent der Angriffe gar nicht erst zur Anzeige gebracht werden, zeichnet sich eine andere Lage ab.
Das gesamte Interview findest Du hier: